Seit vier Jahren fahre ich privat Trackdays, vor allem auf der Nordschleife, aber auch auf anderen Strecken wie Pannoniaring, Red Bull Ring oder Salzburgring, und an dem Tag würde ich auf der Nordschleife meine 200. Runde "feiern". Davon gingen aber nur so rund 50 auf eigene Fahrt, der Rest waren geführte Runden bei Veranstaltungen diverser Fahrzeughersteller wie BMW oder Jaguar. Nachdem es ein Jahr her war seit dem letzten Trip auf der Nordschleife, habe ich mich für ein „Active Coaching“ entschieden, man kann ja immer etwas lernen und vom Profi bin ich noch weit weg. Nachdem ich zuletzt mit einem BMW M6 Competition (tolles Auto, aber kein Tracktool) auf der Nordschleife unterwegs war, sollte es dieses Jahr etwas sportlicher werden.

Das neue Auto ist von der Basis her ein M4 Competition xDrive G82 mit einigen Modifikationen:

• Hamann Motorsport Felgen, Aerodynamik und Sportauspuffanlage
• AC-Schnitzer Motorsteuerung (610 PS, 750 Nm) und Flics
• Eventuri Ansaugung
• KW Clubsportfahrwerk V4
• Michelin Pilot Sport 4S in 20/21 Zoll

Der Tag begann früh und mit gemischten Gefühlen ging es an die Strecke, denn der Himmel war grau, es war feucht und der Wetterbericht versprach nix Tolles. Auf der Nordschleife im Regen – ja super.

Was soll's. Die Anmeldung auf dem Parkplatz vor der Einfahrt verlief problemlos. Alles war bestens organisiert, das Team vom Pistenclub immer zur Stelle, entspannt und kompetent und nur ein paar Minuten später stand ich auch schon mit aufgeklebten Startnummern mit dem Fahrzeug auf der Piste an der Döttinger Höhe. Nach der Einteilung in Gruppen zu vier bis fünf Fahrzeugen ging es los mit den geführten Runden.

Und wie immer war es ein Erlebnis, das einen sofort wieder in den Bann zieht. Mit Vollgas auf die Strecke, leicht nach links Richtung Antoniusbuche, Tiergarten hoch, anbremsen, Kurvenkombination, Anker werfen, scharf rechts, Gas, an der Tribüne vorbei, anbremsen und links die Sabine-Schmitz-Kurve runter Richtung Hatzenbach und spätestens dann ist einem wieder klar, auf was für einer sensationellen Strecke man unterwegs ist. Genuss und Adrenalin pur! Die Gruppe war homogen und mit steigendem Tempo ging es angeführt von Manfred, Coach beim Pistenclub, Runde um Runde sicher und mit immer mehr Speed über den Kurs.

Viel zu schnell war das Einfahren vorbei und mit der nachfolgenden Fahrerbesprechung im Pistenclubzelt gab es dann auch das ersehnte Fahrerband und damit den Freischein zum, dank Open Pitlane, quasi unbegrenzten Freiflug auf der Nordschleife.

Das tagesfüllende Active Coaching war hervorragend und sehr intensiv. Ein Coach und nur zwei Fahrer beziehungsweise Autos. Erst einmal die Basics: Auto abchecken – was ist es, was kann es. Dann Sitzposition – Sitz runter und ran an das Lenkrad. Dann Engine on und ab auf die Strecke. Gemeinsame Eingewöhnungsrunde, zunehmend mehr Gas und dabei immer wieder Infos und Tipps vom Coach. An manchen Ecken hat es eh gepasst, manche waren nicht sooo schlecht, die ein oder andere Kurve bin ich aber definitiv falsch angegangen. Es wurde intensiv gearbeitet und geübt und auch die kritischen Ecken wurden immer besser. Spürt man dann sofort, wenn die Kurve richtig sitzt, und die Reifen danken es einem auch. Dafür gab es auch Lob vom Coach: „Super, Du setzt die Tipps wirklich schnell um.“

Auf der Strecke mit Coach Manfred

Ein Erlebnis war es auch, die Leistung des Fahrzeugs immer mehr zu erkennen und zu erfahren. Neben dem fantastischen Motor, der durch die Leistungssteigerung noch den extra Kick abliefert und der sehr emotionalen Eventuri-Ansaugung hat mich vor allem das KW-Clubsportfahrwerk mehr als begeistert, zumal es zu diesem Zeitpunkt der einzige M4 Competition xDrive G82 mit KW-Clubsportfahrwerk weltweit gewesen sein dürfte. Das Fahrzeug war nämlich im Juni und Juli bei KW das Projektfahrzeug für Fertigentwicklung, Test und Zulassung des V4 Clubsportfahrwerks für diesen Fahrzeugtyp und somit (noch) eine echte Rarität. Der Wagen wurde während der Projektentwicklung perfekt bei KW abgestimmt, mit Schwerpunkt auf die Nordschleife. Die Abstimmungsfahrt erfolgte mit Rennfahrer Tim Heinemann persönlich im intensiven Dialog. Unglaublich, was für ein hohes Gripniveau das Fahrwerk auf der unebenen Nordschleife erzeugt und wie sicher sich das Fahrzeug damit anfühlt. O-Ton von Pistenclub-Coach Manfred: „Da haben sie Dir ein irre tolles Fahrwerk eingebaut, jetzt musst Du halt noch den passenden Speed dazu entwickeln.“ Na danke, ich arbeite daran, deswegen sitzen wir ja zusammen im Auto.

In wechselnder Besetzung, mal allein, mal mit Coach, ging es Runde um Runde über die Nordschleife bei immer besser werdendem Wetter. Anfangs war ich etwas skeptisch  wegen der Open Pitlane. Ich mag es nicht so, wenn der Geschwindigkeitsunterschied der Autos zu groß ist und man mehr am Rückspiegel hängt als nach vorne schaut oder den Freaks der Gaul durchgeht. Aber der Pistenclub weiß schon was er tut, und die Teilnehmer auch. Ich bin super viel zum Fahren gekommen und auf der Strecke hat sich jeder anständig benommen. Kein Vergleich zum Chaos während einer vollen Touristenfahrt. Unterbrochen von den üblichen "Devils-Diner-Kaffeeverschnaufpausen" und Tankstopps bin ich auf 20 Runden gekommen, meine Runde "200" war auch dabei.

Zurück von der Strecke

Mein Fazit: Es war ein perfekter Tag auf der Nordschleife. Sehr gut organisiert, entspannte Atmosphäre, anständige Fahrer auf der Strecke und ein Auto, das mich begeistert hat. Das intensive Active Coaching hat mich weitergebracht, ich weiß aber auch, dass ich noch einiges zu lernen habe und freue mich riesig auf den nächsten Trackday mit dem Pistenclub.